Springerle

Es gibt Backgut, das wird umweht von den großen Geheimnissen der weisen Frauen. Vor Jahren, oder besser Jahrzehnten erinnere ich meine Mutter, wie sie eines Adventssamstags Springerle buk, allein die Form des Wortes bereits weit in die Vergangenheit weisend. Fasziniert war sie von den Modeln, die so wunderhüsch in Holz geschnitzt waren. Meist schümckten sie über das Jahr die Wand, umrahmt von Rehgehörn und Heiligen hinter Glas.

Ich höre noch heute ihre Worte, als das Werk vollbracht fast nicht zu brechen war. Zähne lebten gefährlich, wollten sie sich an der weißen Pracht versuchen. Das Lagern in der Dose erwies sich als vergebens, denn auch nach der vierten Woche half nur ein langes Bad in Kaffee oder anderem Heißgetränk, um sich dem Backgut anzunähern.

Ebenfalls viele Jahre ist es her, dass sich ein solches Model in meinen Hausstand schlich. Ich meine, es sein ein Erbstück aus der Küche der Großtante gewesen. Bereits erwähnte Mama hatte es seinerzeit im Werkunterricht geschnitzt! Ob seiner wunderhübschen Form und Farbe durfte es tagein tagaus durch mein Küchenleben wandern. Es zog mit mir von einem Ort zum anderen, niemals verloren wir uns dabei aus den Augen. Ein ums andere Jahr stand es mir treu im Küchenschrank zur Seite und machte dabei immer eine ganz besonders gute Figur.

So ergab es sich in diesem Jahr, dass wir uns wieder einmal gegenüber standen. Springerle, auch Nürnberger Marzipan genannt, sagenumwobenes Gebäck, könnte ich mich nun nach all den vielen Übungsstunden an Rührschüssel und Ofenblech nicht doch endlich einmal daran versuchen?

Meinen furchtsamen Respekt vor diesem Gebäck beseite schiebend, verschiedene Rezepte studierend, ergab sich die im Folgenden beschriebene Versuchsanordnung.

Zutaten: 4 frische Eier, 500 g Puderzucker, abgeriebene Schale einer Zitrone, 1 EL Arrak, 500 g Dinkelmehl, 1 Messerspitze Backpulver, 1 Eßlöffel Anissamen für das Backblech

Ein Backblech mit Backpapier auslegen und darauf die Anissamen verstreuen.

Eier und Puderzucker mit dem Rührgerät mindestens eine Minute zu einer schaumigen Masse aufschlagen. Zitronenschale und Arrak hinzugeben und das gesiebte Mehr nach und nach mit einem Holzlöffel unterrühren. Die Masse zu einem glatten Teig verkneten, in Folie einschlagen und im Kühlschrank eine Stunde kühlen lassen.

Den Teig portionsweise auf einer bemehlten Fläche ca. 2 cm dick ausrollen und das Model in die Teigplatte drücken. die Modelabdrücke mit einem Messer oder einem Teigrädchen auseinander teilen und auf das Backblech ins Anisbett legen. Mit einem Küchentuch abdecken und über Nacht trocknen lassen.

Am nächsten Tag den Ofen auf 150°C vorheizen, die Springerle mit Butterbrotpapier bedecken und in ca. 20 Minuten backen, bis sie auf goldene Füßchen stehen. In einer Blechdose bis zum Verzehr lagern.

Einen duftigen, hellen, wagenden Ersten von Vieren!

Nikki+++

4 comments to Springerle

  • vielen dank!
    ich liebe deine kleine geschichte…..
    und das zauberhafte ergebnis. so schön!
    einen wunderbaren 1. advent!

  • Geh jetzt hörst aber auf! Haben wir heute auch gemacht 🙂 Aber auf dem Blog gibt’s die Springerle erst später (sie dürfen ja auch ein paar Tage rasten…) und die Geschichte dazu ist auch nicht ganz so rührend wie Deine, wie könnte sie.

    Liebe 1. Adventsgrüsse! Caro

  • caro, caro, langsam glaube ich an mehr als nur eine verbindung durch das alpine naturell:) ich bin gespannt auf eure, springerle, fotos und so. bestimmt wie immer zauberhaft! lg, nikki

  • springerle — welch schönes wort, welch hübsches gebäck. und trotz alpinen naturells kannte ich es und sie nicht, ts.