frühstücksmischung | breakfast blend

 

 

Buttermilk-Buscuits

 

Überraschend scharfe Kühle, ganz plötzlich an diesem Sommermorgen, dem so viele heiße Tage und warme Nächte vorangingen. Ein Herbstanklang im Hochsommer. Frühstück am stillen Morgen, ich hänge in Gedankenwolken. Ein paar wenige Ecken sind noch aufzurollen und lose Enden zu knüpfen, bevor ich wieder meinen Koffer packe, um in den ersehnten Sommer zu entschwinden. Für unsere Fusion-Küche habe ich Rezepte eingesammelt, damit wir uns kulinarisch zuhause fühlen, wo unser Herz schon lange wohnt. Wie unser kunterbuntes Sprachgemisch, so ist auch unser Speiseplan ein Zusammenspiel der jeweils heimischen Geschmäcker.

Frühstück ist eine vielgeliebte Mahlzeit in unserem Haus. Auf unserem Speisen-Patchwork-Plan ist der Beginn des neuen Tages die goldene Mitte für unseren Tisch. Da schnattern die rustikalen Huevos Rancheros mit den braven Frühstückseiern, der biedere Aufschnitt plaudert munter mit dem knusprigen Speck, der süße Haferbrei befindet sich in einer tiefschürfenden Unterhaltung mit dem spröden Müsli und das knusprige Laugengebäck flirtet ungezwungen mit den üppigen Honigwaffeln. Kürzlich begannen wir, eine Sammlung der liebsten Familienrezepte anzulegen. In jedem Fall gehören dazu die schnellen Buttermilch-Maismehl-Biscuits, noch warm und butterweich wenn frisch aus dem Ofen, mehr krümeliges Shortbread in den Tagen danach.

Zutaten:  225 g Weizenmehl 1050, 75 g Maismehl, 2 Esslöffel Zucker, 1 Teelöffel Backpulver, 1/2 Teelöffel Natron, 1 Teelöffel Salz, 65 g kalte Butter gewürfelt, 150 ml Buttermilch

Den Ofen auf 180°C vorheizen. In einer großen Schüssel Mehl, Maismehl, Zucker, Backpulver, Natron und Salz vermischen. Die Butter hinzugeben und mit den Fingerspitzen in die trockenen Zutaten einarbeiten bis eine krümelige Masse entsteht. Die Buttermilch hinzugeben und kurz einrühren, bis alle Zutaten vermengt sind. Nicht zu lange rühren oder gar kneten.

Auf einer bemehlten Fläche den Teig sanft zu einem 2 cm hohen Platte ausklopfen. Mit einem Glas oder einer runden Ausstechform Kreise ausstechen. Die Biscuits mit Buttermilch bestreichen und auf einem mit Backpapier belegten Blech ca. 12 Minuten backen.

Buttermilk-Biscuits-ausstechen

Mischt mutig und frühstückt heiter!

Nikki+++

 

 

 

perlmuttschimmer

 

Rueschenbluse-naehen

 

Stoffe und Schnittmuster, so habe ich mir über die Jahre gemerkt, benötigen oft eine Zeit der Reife, müssen lange genug in den Tiefen meiner Schränke und Regale überwintern, die Kälte der Achtlosigkeit spüren, um nach langer Zeit des genügsamen Wartens schließlich in sommerlicher Hitze zu voller Schönheit zu erblühen. Fast scheint es, als kämen sie irgendwann ganz ohne großes Aufhebens zu mir, um erst dann meine Garderobe aufs i-Tüpflchen zu ergänzen, wenn sie spüren, dass ihr Augenblick des Ruhms gekommen ist. Bis zu diesem Moment verstecken sie sich in den Tiefen meiner Stoffsammlung und vermeiden meinen prüfenden Blick, um sich dann urplötzlich in mein Sehfeld zu drängen, wenn ich sie beinahe vergessen habe. In diesen Fällen habe ich keine Wahl, Stoff und Schnitt passieren einfach.

Zartes ließ in diesem Jahr des Sommers gewaltige Hitzewelle unter der Nadel aufblühen. Obwohl ich es ansonsten gerne unprätentiös habe, dürfen zierliche Rüschen in diesem Falle mädchenhaft kräuselnd und perlmuttbeknöpft das Dekollté verhüllen. Der Stoff, ein federleichter Baumwollbatist, reiht die Fältchen federleicht an aneinander. Leicht und gut erklärt ist der Schnitt aus diesem Buch, die A-Form umspielt die Taille ganz besonders elegant. Fast darf man sich wie Audrey Hepburn unter römischer Sonne fühlen.

Rüschenbluse-nähen-1

Rueschenbluse-naehen-2

Rueschenbluse-naehen-3

Glitzernd die kräuselnde Gischt frühmorgendlich über dem Ozean, Meeresrauschen im Ohr.
Sandburgen, die in den Himmel klettern, samtene Sommerbrise auf salziger Haut.
Permuttschimmernd die Abende über der weiten Bay, Zikadenzirpen geleitet uns durch die hellblauen Nächte.

Ferien, wir kommen!

Nach langer Zeit einmal wieder ein Me Made Mittwoch, heute mit Special: Sommerurlaubskofferfavoriten.
Es passiert einfach.

Nikki+++

ganz in weiß

Brombeer-Schokoladen-Torte_1

Wir zählen die Tage, weniger als fünfzig sind es noch, dann müssen wir uns für eine Kandidatin entscheiden. Wir hatten bereits diese und diese hier unseren strengen Augen und empfindsamen Geschmacksnerven ausgesetzt, eine Weitere gar schied sogar noch vor dem Fotoshooting aus, nun trat also diese zierliche Schönheit im weißen Rüschenkleid vor unser unerbittliches Schiedsgericht. Und…..sie ist unsere absolute, fraglos alle anderen weit hinter sich lassende, zweifelsfreie Favoritin.

Ein wenig wollen wir noch an ihr arbeiten, wollen hier und da noch am Styling feilen, wollen ihre inneren Werte noch ein klein wenig unterstreichen, wollen den Rohdiamamten in ihr zum funkelnden Edelstein schleifen. Ich gebe zu, eine Zeit lang waren wir stirnrunzelnd über Rezepten gesessen, hatten uns mit widerspenstiger Buttercreme herumgeschlagen, hatten uns gefragt, ob dieses Unterfangen gar ein wenig zu hochfliegend für unsere kleine Kuchenbäckerei sei.

Die Kandidatin ganz in Weiß hat uns jedoch ermutigt, den Plan nicht aufzugeben. Wir werden nun also einen Schokoladenboden backen, ihn mehrfach mit Brombeeren in Creme aus weißer Schokolade füllen und ihn mit Rüschen aus weißer Zuckermasse überziehen und das auch gleich noch mindestens zwei Stockwerke hoch. Oder lieber drei?

Brombeer-Schokoladen-Torte_2

Kandidatin vier, du hast uns mit deiner Grazie bewegt, mit deiner Feinheit eingenommen, mit deiner Vollmundigkeit mitgerissen.

Für dich und uns soll es weiße Rosen regnen, in achtundvierzig Tagen und an allen weiteren, die dem folgen werden.

Nikki+++

hochsommer

Kirschtartletts_cherry pie

Hochsommer ist der Moment, wenn die Sonnenglut den Mittsommerwiesen das Grün entzieht und die Beerenfülle dem Steinobst weicht. Hochsommer ist die Zeit, wenn die Farben unmerklich blasser und die Tage wieder kürzer werden. Hochsommer ist der Augenblick, in dem unser gemeinsamer Sommer beginnt.

Hochsommer ist Lichtflecken in schwerer Sommerhitze, ist Sirren der Zikadenlieder in der Luft, ist sandverkrustet mit Salz auf den Lippen, ist das Donnern der Brandung im Ohr, ist Eintauchen in die dunkle Kühle der blauen Hügel, ist Lauschen dem Wasser, das talwärts fließt.

An diesem sommerheißen Sonntag, dem Moment also, der mir baldigen Hochsommer verheißt, der See am Morgen blau, die Gräser, ausgeblichen, sich wiegend in lauer Luft, sage ich dem Mittsommer auf Wiedersehen mit letzten Sauerkirschen auf sanftem Mürbteigbett unter Gitternetz. Ich backe mich durch die Wochen bis zum Hochsommer mit diesem Buch, und darüber hinaus, denn ganz sicher wird es mein Begleiter auch im Herbst und Winter sein. Gedeckte Kuchen, Herzstück neuweltlicher Kuchentradition, bannen, es wundert kaum, derzeit meine Backaufmerksamkeit. Hingebungsvoll fülle ich sie mit allen bunten Beeren, die der Bauernmarkt mir zu bieten hat. Nicht mehr lange, dann werde ich mich an hochsommerliches Steinobst wagen.

Dieses Mal vereint die Sonntagsköstlichkeit den von mir meistgeliebten, knuspersüßen Mürbteig nach diesem Rezept mit der kühnen Säure später, mittsommerlicher Kirschen.

Sauerkirschtörtchen
Zutaten für den Teig: 150 g Butter, 150g Rohrohrzucker, ein Ei getrennt, Eiweiß aufbewahren, 250 g Dinkelmehl, ein Teelöffel Backpulver Zutaten für die Füllung: 500g Sauerkirschen, entsteint, 2-3 Esslöffel Rohrohrzucker, 1 Esslöffel Mehl oder Stärkemehl

Den Ofen auf 180°C vorheizen, acht Törtchenformen (ca. 10 cm) buttern und mehlen. Den Teig vorbereiten wie hier und eine Hälfte in Folie gewickelt im Kühlschrank ruhen lassen. Die andere Hälfte des Teigs auf einer bemehlten Fläche ausrollen und mit den Törtchenformen Kreise ausstechen. Die Kreise in die Törtchenformen drücken, den Rand ein wenig hochziehen und mit der Gabel einige Löcher in die Böden stechen.. Die Formen mit dem Teig im Kühlschrank kalt stellen.

Während der Teig kühlt, die Kirschen entsteinen, halbieren und in einer Schüssel mit dem Zucker und dem Mehl verrühren. Die Mischung in die gekühlten Teigförmchen füllen, den Saft aus der Schüssel auf die Törtchen gleichmäßig verteilen.

Die zweite Hälfte des Teigs auf einer bemehlten Arbeitsfläche dünn ausrollen und in 1 cm breite Streifen schneiden. Aus den Teigstreifen die Gitter formen. Die Törtchen ca. 30 Minuten auf mittlerer Schine backen. Das übrige Eiweiß aufschlagen und die Törtchen damit betreichen, leicht überzuckern und nochmals ca. 10 Minute goldbraun und knusprig backen.

Hochsommert gut!
Nikki+++

 

 

das salz in der butter

Butter geschlagen_web

 

Wer hier durch diese Seiten stöbert, dem fällt auf wie häufig doch die Rede ist vom Hin und Her, von Pendeleien und Annäherung, Zeilen geschrieben mal von Hier und dann wieder von Dort und man wundert sich, wann denn nun der Schritt gewagt, das Kapitel geschlossen, der Neuanfang beginnen wird. Tätsächlich stellt sich mir diese Frage jeden Tag aufs Neue und in der Unwägbarkeit der Antwort oder mangels dergleichen fällt es oft schwer, die Zuversicht im Herzen zu halten, den Traum zu träumen, den Weg weiterzugehen. Das Leben drückt und schiebt uns durch die Jahre, die Sommer vergehen, wir fliegen über den Ozean, uns glücklich schätzend, dass es gelingt und gleichzeitig ein Ende herbeisehnend. Mannigfaltig sind die Gründe und gut genug dazu, sich lieber dreimal im Kreise zudrehen anstatt mit Mut voranzugehen. Dennoch, wir gehen weiter, nur die Schritte sind manchmal kleiner und die Hindernisse fordernder, als wir uns sie wünschten. Das Herz pendelt zwischen Ort und Zeit, hoffend, trotzig, zuversichtlich. Ich zähle die Tage und Wochen, mich gegen die Gleichförmigkeit des Alltags stemmend und gleichzeitig annehmend die Form, die es braucht, um Herz und Zuhause zu vereinen.

Heilsam sind in Momenten der Zerrissenheit die stillen Augenblicke der Küchenexploration. Der Hände Beschäftung schafft Freiraum im Kopf und entlastet das Herz. Ich mag es wenn feiner Duft sich entfalten kann, Aromen durch meine Küche ziehen, Zutaten nach einem Marktag verheißungsvoll aus den Taschen kullern. Neuland betreten, Unbekanntes ausprobieren, Anderes wagen, es gelingt hier, immer wieder und wieder. Oft braucht es keine großen Idee, das Einfache ist es, das umso mehr entzückt.

Nie daran gedacht, aber schon immer gewußt, wer Rahm zu lange schlägt wird Butter in der Schüssel haben. Warum auch nicht? Zweimal wird soviel Sahne aufgeschlagen, wie gerade zur Verfügung steht. Mit dem Pürierstab einmal zur festen, flockigen Sahne rühren und weiter bis die Butter sich vom Wasser trennt. Das Butterstück in einem Baumwolltuch gut ausdrücken und mit allem mischen, was man gerne hat. Hier sind es Blüten, Kräuter oder auch nur ein paar Körner Meersalz.

Magisch, der kleine Küchenaugenblick, wie das Salz in der Butter.

Nikki+++

 

 

 

tröpferlkaffee

Kaffekanne und Filter
Kaffeefilter

Morgendämmerung ist eine zauberhafte Stunde. Ein Moment der seeligen Ruhe. Zeit für ein stilles Ritual. Unzählige Jahre gehörten die frühen Morgenstunden nicht mir allein, vielmehr bestimmten andere, wann ich wachen oder träumen sollte. Nach einer Dekade der Uneinigekeit scheint nur der Frienden wieder hergestellt. In unserem Haus wohnen in trauter Drei- bis Fünfsamkeit Träumer, Langschläfer, Herumlieger, Bettflieher und frühe Vögelchen. Dazu gibt es die Frühstücksmuffel und diejenigen, für die dieses Mahl das Wichtigste des Tages ist, nur eben nicht zur gleichen Zeit. Meist ergibt es sich, dass ich bettfliehend auf die kleine Miss, eben jenes frühe Vögelchen treffe, und da wir beide zu den Frühstücksgenießern gehören, trifft es sich gut.

Kürzlich hat sie ihre Liebe zur Kaffekocherei entdeckt. Mit der Kaffeegenießerei dagegen möchte sie noch eine Weile warten, deshalb krendenzt sie mir liebevoll am Sonntagmorgen auch gerne mal im Bett den kleinen, heißen, schwarzen Morgengruß aus der Espressokanne. Heute morgen widmeten wir uns in frühmorgendlicher Stille gemeinsam der alten Kunst des Kaffeeaufgusses. Der Flohmarkt hat unsere Frühstücksausstattung um eine Kaffeekanne mit Wärmehaube ergänzt und da das Aufbrühen des Kaffees inzwischen wieder zum besonders guten Frühstückston gehört, soll dieses nun unser zweisames Morgenritual zur Vollendung führen.

Fast ein wenig kurious mutet es an, wie dieses bislang großmütterlich anmutene Aufbrühen des Kaffees seine Renaissance erlebt. Besonders die überseeische Kaffeekultur scheint tief in die Kunst des Filterns, des drip coffee einzutauchen. Mit heiligem Ernst zelebriert sie die tägliche Schönheit des Brühens: ästhetisch ansprechend, formvollendet ausgestattet mit Glaskolben und langtülligen Wasserkesseln, hier und hier geschmackvoll in Bilder und Worte gekleidet.

Kaffekanne von unten

In trauter Zweisamkeit hören die kleine Miss und ich dem Morgenkaffee zu, wie er leise dufted durch den altbekannten Großmutterfilter in die gute, sich um unzählige Kaffeetafeln in deutschen Wohnstuben verdientgemachte Großmutterkanne tröpfelt.

Es schließen sich Kreise des Lebens, immer wieder, still und in beruhigender Regelmäßigkeit.

Nikki+++

der widerspenstigen zähmung

Stachelbeeren

Meine Großeltern hatten, wie es sich in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts gehörte, einen Nutzgarten. Während sich vor der Terasse die Tulpen und Rosen aneinanderreihten und in einem kleinen, von meinen Großvater jedes Jahr in frischer blauer Farbe gestrichenem Becken die Goldfische tummelten, war die größte Fläche des Gartens hinter dem Haus bar jeder Gartenromantik. Bäume verschiedenener Apfelsorten standen in Reih und Glied und wurden jedes Frühjahr zuverlässig gestutzt. In akkurat mit Betonstein eingefassten Beeten wuchsen Salatköpfe und sprossen Karotten und Radischen in abgezirkelten Linien. Nur eine kleine Pfingstrosensammlung und die Clematis an der Schuppenwand zauberten einen Hauch Farbe und Wildheit in das zweckmäßige Grün.

Am Rande der Gemüsebeete standen Beerenbüsche Spalier. Zwischen Johannisbeersträuchern und Himbeerruten hatte auch ein Stachelbeerbusch seine Heimat. Ich erinnere noch, dass meine Mutter jedesmal ob dieser putzigen, behaarten Beeren in helle Verzückung geriet. Ich konnte ihre Freude nicht so recht teilen, denn die so niedlich aussehenden Früchte entpuppten sich als eher widerspenstiges Obst. Sie hatten eine zähe Schale und das säuerliche Fruchtfleisch erschien mir auf keinen Fall als kulinarische Offenbarung. Darüberhinaus wehrten sich die hellgrünen Gesellen gar bösartig gegen die Ernte. Jedes Mal wenn ich eine von ihnen zu pflücken wagte, fuhren sie ihre scharfen Krallen aus und ich bezahlte die zweifelhafte Gaumenfreude mit roten Striemen auf der damals noch sehr jungen Haut. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter trotz ihres großen Entzückens, ihre grünen Freunde jemals in irgendeiner Speise zu Ehren kommen ließ. Dies weckte in mir den Verdacht, dass die stacheligen Beeren keinem andern Zweck dienten, als hungrige Beerenpflücker in ihrem Elan erlahmen zu lassen. Ohne Zweifel standen die Obstgartenwächter und ich die längste Zeit auf Kriegsfuß miteinander.

Nun ergibt es sich, dass mit den Lebensjahren auch eine gewisse Milde gegenüber früher herzlich Abgelehntem Einzug hält. Es mir inzwischen nicht nur möglich, die spröde Schönheit der Stachelbeere zu goutieren, vielmehr spüre ich jetzt selbst die vormals so eigentümlich erscheinende, mütterliche Verzückung über die bittersüße Beere. Die Zähmung der Widerspenstigen erleichterte mir dieses Buch, mein täglicher Begleiter durch die Obstgartensaison.

Stachelbeer-Apfel-Pie

Stachelbeer-Apfel-Kuchen nach Nigel Slater
Zutaten für den Teig: 150 g Butter, 150g Rohrohrzucker, ein Ei getrennt, 250 g Dinkelmehl, ein Teelöffel Backpulver Zutaten für die Füllung: ein Pfund Stachelbeeren, eineinhalb Pfund säuerliche Äpfel, 125 g Rohrohrzucker, 3 Esslöffel Apfel-Holunderblüten-Gelee

Eine 20 cm Springform oder eine Pieform einbuttern und mehlen. Den Ofen mit einem Backblech auf der mittleren Schiene auf 180°C vorheizen. Die Butter und den Zucker mit dem Handmixer zu einer hellen Creme aufschlagen. Das Eigelb untermischen, Mehl und Backpulver hinzugeben und mit der Hand zu einem glatten Kugel verkneten. Den Teig in zwei Hälften teilen. Während die eine Hälfte im Kühlschrank ruht, die andere Hälfte auf Waxchspapier ausrollen und in die Kuchenform legen. Die Ränder hochziehen, im Kühlschrank ebenfalls 30 Minuten kühlen.

Die Stachelbeeren putzen, die Äpfel schälen, vierteln und grob würfeln. Beeren, Äpfel, Zucker und Gelee in einen schweren Topf geben und bei mittlerer Hitze kochen, bis die Äpfel außen bereits zart, aber mit noch hartem Kern sind. Die Fruchtmasse mit einem Schaumlöffel aus dem Topf in eine Schüssel geben, die Temperatur erhöhen und den im Topf verbliebenen Fruchtsaft ca. zehn Minuten zu Sirup einkochen.

Die zweite Hälfte des Teiges zu einer Platte in der Größe der Kuchenform ausrollen. Die Fruchtmasse in die gekühlte Teigform geben, den Sirup darüberlöffeln. Die Teigränder mit Eiweiß bestreichen, die Deckelplatte über die Füllung legen und die Teigränder aneinanderdrücken. Mit dem Messer kleine Schlitze in den Deckel schneiden und mit einem Kochlöffel ein Muster in den Rand formen.

Ca. 30 Minuten goldbraun backen. Für eine besonders knusperige Kruste das Eiweiß leicht aufschlagen. Den Kuchen nach 30 Minuten kurz aus dem Ofen nehmen, mit dem Eiweiß bestreichen und mit Zucker besprenkeln, nochmals 5 – 10 Minuten backen.

Stachelbeer-Apfel-Pie aufgeschnitten

Im Englischen wird die Stachelbeere, vermutlich wegen des Gänsehaut verursachenden Geschmacks, gooseberry genannt.

Die Widerspenstige, sie hat mich gän(s)zlich gezähmt.

Nikki+++

stadtgärtchen

Kleingarten_1

Zehn Jahre ist es her, dass ich Stückchen Erde umgrub, während der nur wenige Sommer zählende Herr Erfinder und die klitzekleine Miss neben mir krabbelten, später durch die Erdklumpen wackelten, um schließlich dann selbst die Schaufel und den Rechen zu schwingen und den Garteneimer zur Badewanne zu machen. Zehn Jahre in denen manche Dinge vergingen und manche blieben. Weiterhin verweilen die Schnecken, die regelmäßig im Frühling die Schwertlilien köpfen und auch die Ameisen siedeln ihre Lausherde in schöner Regelmäßigkeit auf dem jungen Grün des Mirabellenbäumchens an.

Zehn Jahre, in denen ich gelernt habe, um welche Pflanzen Schnecken einen großen Bogen machen. Zehn Jahre, in denen sich das Mirkoklima unseres Gärtchens völlig gewandelt hat von der sonnigen Macchia zur feuchtkühlen Wildnis. Pflanzen, die unser einst sonnenverwöhntes Gärtchen liebten, sind verschwunden und Pflanzen, denen es früher bei uns zu heiß war, gedeihen nun üppig in den schattigen Ecken unter den großgewachsenen Hecken. Mein gärtnerisches Augenmerk liegt inzwischen weniger auf dem Hegen, Pflegen und dem Großziehen, als vielmehr auf dem kräftigem Rückschnitt und dem Auslichten. Was früher von mir liebevoll gepäppelt wurde, wird nun rüde reduziert.

Den Gedanken an ein Gemüsegärtchen habe ich abgesichts der übergroßen Schneckenpopulation, derer selbst die zahlreichen Igel nicht Herr werden, schon lange ad acta gelegt. Allerdings bezaubert mich Alys Idee vom essbaren Garten über die Maße, sodass sich trotzdem genügend zum Verzehr geeignetes auf unserem kleinen Stückchen Erde finden lässt. Nach zehn Jahren bringen Mirabelle, Holunder, Johannisbeere, Himbeere, Jostabeere, Brombeeren, Hopfen und Weinreben eine zwar nicht allzu opulente, aber dennoch verlässliche und für unsere saisonale Verzehrlust ausreichende Ernte hervor.

 

Kleingarten_3

Kleingarten_5

Kleingarten_4

Kleingarten_6

Zukünftig werde ich mein Gärtnerglück im Westen suchen. Ein wenig habe ich mich bereits versucht. Ich habe Samen der Lieblingsblüher zwischen Wäschestücken hinüber geschmuggelt und ein Wurzelstöckchen vom bayerischen Hopfen an der sonnigen Hauswand in Virginia angesiedelt. Zum bereits erwähnten Feigenbusch und dem Kirschbäumchen gesellte sich kürzlich noch ein Apfelbaum. Ich habe gelernt, dass der Gärtnerin größter Feind dort nicht die spanische Wegschnecke ist, sondern die gefräßige Rehe und Eichhörnchen sind. Kürzlich fand ich Gärtnerwissen aus alter Zeit. Beglückend.

Kleingarten_2

Zehn Jahre gegärtnert im Kleinen.
Zehn Jahre den Traum von der Wildnis geträumt.
Mein geliebtes Stadtgärtchen.

Wir genießen die gemeinsame Zeit, die uns noch bleibt bis zum Adé.

Nikki+++

herzmuskeltraining

Rosen und Himmel

Verstreut immer wieder, die Lieben und Liebgewonnenen,
über den Globus reisend bis zum Wiedersehen.
Himmelwärts, über die Rosen schauen, den Hummeln lauschen,
kreuzende Flugspuren, zerstoben im Frühsommerwind.

Abschiednehmen wird mit Übung nicht leichter.
Herzmuskeltraining.

Erinnerung an stille Tage, zwischen freundlichen Fassaden.
Schönheit im Augenblick. Hügel erklimmend mit Muskelkraft, Fahrtwind im Gesicht.
Die Zehen im wärmenden Gras, Gipfelstrahlen. Über dem Wasser, Abendsonne.
Wollflaum mit Muster, hoffnungsfroh.

Fassaden

Ajourstricken

See mit Bergen

Letzte rote Stiele, verbacken in Mürbteig und Eierschaumspitzen.

Zutaten für ein halbes Blech: 125 g Mehl, 100 g kalte Butter, gewürfelt, 25 g Zucker, eine Prise Salz, 1/4 Teelöffel Backpulver, 2 Eigelb, 300 g Rhabarber, gewürfelt, 1 Eßlöffel Mehl, 1/4 Teelöffel Zimt, 100 g rote Marmelade nach Geschmack, 2 Eiweiß, 100 g Zucker

Ofen auf 180° C vorheizen. Mehl mit Salz, Zucker und Backpulver in einer Schüssel mischen. Mehlmischung mit den Butterwürfeln zu einer krümeligen Masse verarbeiten, Eigelbe hinzugeben und zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig ca. 30 Minuten kühlen. Anschließend auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech ausrollen, einen kleinen Rand hochziehen, mit der Gabel mehrfach einstechen und im Ofen ca. 20 Minuten vorbacken.

Rhabarberwürfel mit der Hälfte der Marmelade, dem Mehl und dem Zimt vermengen. Eiweiße aufrühren, Zucker langsam einrieseln lassen und zu steifen Spitzen schlagen.
Auf dem vorgebackenen Kuchenboden die restliche Marmelade verstreichen. Die Rhabarberwürfel darauf verteilen und den Eiweißschaum in Spitzen darübertupfen.

Weitere 20 Minuten backen, dann die Temperatur auf 60°C reduzieren, einen Kochlöffel in die Backofentür klemmen und den Eischnee noch weitere 15 Minuten trocknen lassen.

Rhabarber Baiser

Herzmuskeltraining.

Nikki+++

pendeln

Rhabarber Baiser Mürbteig Kuchen

Das Hin- und Her über das Meer wird uns alle noch eine Weile begleiten. Von beiden das Beste genießen, der alten und der neuen Welt, in jeder Hinsicht. Anders mögen wir es nicht betrachten, denn sonst würden wir irgendwann an der Pendelitis keinen Gefallen mehr finden. Es gibt noch viel zu erledigen, bevor die Bündel endgültig geschnürt werden. Wir nehmen Abschied in Raten und nähern uns an mit Gemach, fatalistisch altweltlich betrachtet. Fast scheint es, als täten uns einwanderungseitig die Formalitäten einen großen Gefallen, positiv neuweltlich betrachtet.

Bei einer der, glücklicherweise häufig auftretenden, Pendeleien fiel mir ein ganzes Kompendium an Ideen für die Verwendung von altweltlichem Rhabarber in die Hände. Vielseitig lassen sich die Roten in allerlei Feines verarbeiten. Versucht bin ich, mich langsam an die pikanten Varianten heranzuwagen. Den Anfang jedoch soll trotzdem die Verbindung von säuerlich, herben Rhabarberstücken mit einer süßen Anisstreuselhaube machen, eine nette Kleinigkeit, schnell zum Dessert bereitet, um müde Geister nach langen Tagen zum Leben zu erwecken. Die Anregung für das Rezept kam vom oben gezeigten Blatt und hat nun in der unten aufgeschriebenen, leicht abgewandelten Form ein festes Plätzchen in unserer Pendelküche gefunden.

Zutaten: 500 g Rhabarber, 4-5 El Rohrohrzucker, etwas geriebene Vanille, 3-3 El Anissamen, 100 g Rohrohrzucker, 100 g Butter, 150 g Dinkelmehl, 60 g feine Haferflocken, 1 Prise Salz

Rhabarber in Würfel schneiden, in eine gebutterte Auflaufform schichten und mit Zucker und Vanille bestreuen. Bei 200°C im vorgeheizten Backofen weich backen. Währenddessen die Anissamen kurz in der Pfanne rösten. In einer Schüssel die leicht gebräunten Anissamen mit den restlichen trockenen Zutaten vermischen. Die Butter in Würfeln dazugeben und alles mit den Fingerspitzen zu Streuseln verkrümeln. Die Auflaufform mit dem Rhabarber aus dem Ofen holen und die Streusel darüber verteilen. Weitere 20-25 Minuten backen, bis die Streusel goldbraun sind.

Noch warm mit einem Klecks geschlagener Sahne oder Creme frâiche genießen. Als Ambiente eignen sich sowohl ein regnerischer Abend im bayerischen Oberland als auch ein warmer Frühsommerabend im Commonwealth of Virginia oder alle weiteren, in individueller Zuneigung verbundenen Heimatorte.

Nikki+++